Energiewende – wie soll das gehen?
In den letzten Wochen und Monaten war das schon einige Male Thema im Ortschaftsrat oder auch in Vorträgen und Diskussionen im Ratsstüble: Wie kann vor Ort – und zwar ganz konkret hier bei uns in Hirschau – ein Energiekonzept entwickelt werden, das uns Alternativen aufzeigt zur bisherigen Nutzung von fossilen Energieträgern wie Öl und Gas? Schon im Mai diesen Jahres hat die Grüne Liste Hirschau einen Antrag im Ortschaftsrat eingebracht, der die Verwaltung der Stadt Tübingen auffordert, ein Quartierskonzept für Hirschau zu entwickeln. Der Ortschaftsrat hat diesen Antrag einstimmig verabschiedet.
Was ist seitdem passiert und wie soll es weitergehen? Das fragen sich viele interessierte Bürger und Hausbesitzer, deren Heizung in die Jahre gekommen ist und vielleicht bald ausgetauscht werden soll. (Dabei ist zu beachten: Zurzeit können Öl- oder Gasheizungen, die über 30 Jahre alt sind, in Ein- und Zweifamilienhäusern weiterbetrieben werden.)
Nun, die Stadt Tübingen hat insofern ihre Pflicht erfüllt, als sie ihren kommunalen Wärmeplan der Öffentlichkeit vorgestellt hat. Dieser Wärmeplan ist die Voraussetzung dafür, dass auch in den Quartieren (d.h. auch Stadtteilen) konkretere Konzepte entwickelt werden können. Hirschau wird im kommunalen Wärmeplan (KWP) als Eignungsgebiet dafür gesehen, erneuerbare und nachhaltige Energieträger zu nutzen. Das Potenzial wird im Wesentlichen an 2 Punkten festgemacht:
- Große Flächen für Solarthermie am südlichen und westlichen Ortsrand.
- Nutzung der Abwärme des Industriegebiets Rittweg.
Ein Glück für Hirschau: Der Student der Hochschule Rottenburg Knut Völkel hat sich in seiner Masterarbeit genau mit diesen Potenzialen in Hirschau beschäftigt und seine vorläufigen Ergebnisse sowohl dem Ortschaftsrat als auch der Öffentlichkeit im Ratsstüble vorgestellt. Daraus haben sich wertvolle Ansatzpunkte für eine zukunftsfähige lokale Wärmeversorgung ergeben. Ob die vorhandenen Potenziale tatsächlich genutzt werden können – so Völkel -, müsste in einer genaueren physikalischen als auch wirtschaftlichen Analyse geprüft werden.
Unabhängig von diesen Potenzialen in Hirschau scheint jetzt schon klar zu sein, dass eine Fernwärmeversorgung unserer Stadtwerke nach Hirschau auf absehbare Zeit unrealistisch ist.
Wir sehen also: Alles ist noch ziemlich offen und es bedarf vieler weiterer Schritte und Prüfungen, um konkretere Aussagen hinsichtlich einer neuen Energieversorgung in Hirschau machen zu können. Doch was sollen jetzt die Hausbesitzer tun, die tatsächlich ihren Beitrag zur Energiewende leisten wollen und zwar möglichst bald?
Unseres Erachtens bleiben 2 Wege, die wir gehen können:
- Jeder tut ganz individuell das, was er für sinnvoll hält und sich leisten kann. Das kann die Dachsanierung sein, der Austausch von Fenstern, Nutzung von Solarthermie, Fotovoltaik. Alles was hilft die Heizleistung zu reduzieren, ist gut. Diese Maßnahmen werden öffentlich gefördert, ein Energieberater hilft einem da sehr viel weiter.
- Oder man tut sich zusammen: Warum nicht an eine Bürgerenergie-Genossenschaft denken? Manche Orte tun das bereits, wie z. B. Breitenholz, das mit einem Kleinkraftwerk bereits 100 Gebäude versorgt, oder unsere Partnerstadt Kingersheim, die mit der Energie-Genossenschaft „Energies Partagées en Alsace“ Ähnliches plant. Warum gehen wir nicht voran mit der Realisierung von lokalen Wärmeinseln? Wir könnten Wärmeverbünde schaffen auf einer Liegenschaft oder zwischen direkt benachbarten Gebäuden.
Wie auch immer, eins scheint klar: Wir können nicht warten, bis uns die saubere Energie auf dem Silbertablett serviert wird. Wir müssen vielleicht doch selbst aktiv werden, wenn wir für eine gute Zukunft für unsere Kinder und Enkel sorgen wollen.