Starkregen und Überflutung – wie bleiben meine Sachen trocken? Bericht vom Vortrag mit Torsten Müller am 26.11.25

45 Personen folgten dem kompetenten und spannenden Vortrag unseres Referenten, der mit vielen Beispielen aus seiner beruflichen Praxis bei der Stadtentwässerung Reutlingen berichtete. Daneben gab er uns einen Einblick in die praktische Umsetzung bei der Renovierung des eigenen Hauses in Weilheim.

Warum müssen wir uns überhaupt mit Starkregen und Überflutung beschäftigen?

Diese Eingangsfrage von Simon Meisch, der den Abend moderierte, beantwortete Müller so: Es ist unverkennbar, dass der Hitzeanteil des Klimas steigt. Das bedeutet weniger Kälte, mehr Hitze und vor allem mehr extreme Hitze. Gleichzeitig verändern sich die Niederschläge. Gewitter werden zwar nicht unbedingt häufiger, sie werden aber heftiger und sind oft mit Sturm und Starkregen verbunden.

Müller verwies auf die Broschüre „Klimazukunft Baden-Württemberg – Was uns ohne effektiven Klimaschutz erwartet!“ der Landesanstalt für Umwelt aus dem Jahr 2021. In Tübingen haben wir heute schon ein Klima wie bisher in Freiburg i.Br., demnächst wie in Lyon und in nicht allzu ferner Zukunft vielleicht wie in Toulouse. Von 9,3 °C und 932 mm Niederschlag auf 13,8 °C und 823 mm im Jahresdurchschnitt.

Weniger Niederschlag bedeutet keineswegs weniger Starkregen. So ist ein Fünftel der Tübinger Bevölkerung bei Hochwasser-Extremereignissen unmittelbar gefährdet. Statistisch kommt das zwar seltener vor als einmal in 100 Jahren. Aber das kann eben auch schon morgen sein.

Hochwassergefahren drohen von Flussläufen – da ist Hirschau recht sicher – oder durch lokalen Starkregen. Gerade die Hänge und Klingen des Spitzbergs, wo das Wasser sehr schnell ab- und zusammenlaufen kann, stellen eine potenzielle Gefahr dar. Bei heftigem Regen kann es aber auch zu Überflutungen in der Ebene kommen. Nicht zuletzt dann, wenn die Kanalisation überfordert ist. Starke Versiegelung im Siedlungsbereich tut ein Übriges. Die Stadtverwaltungen erarbeiten entsprechend Starkregengefahrenkarten und Eigenvorsorge tut not.

Torsten Müller empfahl, sich zunächst mit Warn-Apps wie WarnWetter vom Deutschen Wetterdienst, NINA und MoWas des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe oder Meteosafe (Kachelmann) vertraut zu machen.

Dem sollte eine Gefahrenanalyse beim eigenen Haus folgen, die am besten von Fachkräften ausgeführt wird. Dabei geht es um Risiken durch Hausöffnungen wie etwa Kellerabgänge, Lichtschächte, Türen und Fenster, durch Grundhochwasser und Hochwasser aus dem Abwasserkanal oder durch Sickerwasser z.B. von höhergelegenen Flächen.

Die gegebenenfalls erforderlichen Maßnahmen sind sehr individuell und folgen der Strategie „ausweichen – widerstehen – nachgeben“. Ausweichen kann z.B. die Höherlegung einer wasserempfindlichen Nutzung (Heizung, Strom) bedeuten. Widerstehen meint den Einbau von Wassersperren, das Abdichten gegen Oberflächenwasser oder das Sichern von Öltanks gegen Aufschwimmen. Nachgeben heißt, die (teilweise) Flutung von Grundstücken oder Gebäuden in Kauf zu nehmen und sich darauf einzustellen. Möglich sind etwa Versickerungsmulden und Rigolen. Das Wasser einfach an den Nachbarn weiterzuleiten geht natürlich nicht.

Wichtig: Wem ein Haus gehört, ist nach § 5 (2) des Wasserhaushaltsgesetzes im Rahmen des Möglichen und Zumutbaren zur Vorsorge verpflichtet. Dazu gehört es auch, die Gebäude- und Grundstücksentwässerung gegen Rückstau zu sichern. Eine Rückstauklappe ist deshalb unerlässlich und sollte regelmäßig auf Funktionstüchtigkeit überprüft werden.

Praxistipp: Mit einer gekippten Biertischgarnitur, beschwert mit schnell gefüllten Plastiksäcken oder Pflanzkübeln, lassen sich schon 6 Meter Wassersperre improvisieren.

Viele gute Infos unter www.ser-reutlingen.de/hochwasser und www.tuebingen.de/19663.html

Gunter Neubauer